Anforderungsliste

Ziel
Die Anforderungsliste ist der Grundstein jeder Produktentwicklung. Als unternehmensinternes Verzeichnis enthält sie alle relevanten Daten, Anforderungen und Wünsche sowie die Ausgangssituation eines Produktes. Sie dient außerdem als Kommunikationsmedium zum Kunden.

Voraussetzungen
Um präzise Anforderungen zu formulieren, ist eine genaue Kenntnis über das Marktsegment unabdingbar. Die unausgesprochenen Wünsche der Kunden müssen erkannt und mit technischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen in Einklang gebracht werden.

Erklärung
In der Anforderungsliste werden alle technischen und gestaltbeeinflussenden Produkteigenschaften durch qualitative oder quantitative Angaben definiert und dokumentiert. Eine gute Hilfestellung zum Erfassen der Anforderungen sind die Hauptmerkmalsliste sowie die Szenariotechnik. In speziellen Fällen ist eine Unterteilung in Teilsysteme zur Minderung der Komplexität sinnvoll. Die Liste nimmt ausschließlich für die Konzipierung relevante Anforderungen auf, die das Konzept, die Hauptgestalt oder die Produktgliederung beeinflussen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Anforderungsliste stets Änderungen, Weiterentwicklungen und Vervollständigungen unterliegt. Daher muss mit vorläufigen, aber verbindlichen Versionen gearbeitet werden. Zur Generierung ergänzender Daten kann das 9-Felder-Modell (TRIZ) genutzt werden.

Vorgehen
Zu Beginn muss die unternehmensinterne Ist-Situation durch das Zusammentragen von Unterlagen und Anforderungen aus den einzelnen Abteilungen erfasst und sinnvoll geordnet werden. Weiterhin sind die unausgesprochenen Kundenerwartungen zu erkennen und daraus konkrete Anforderungen abzuleiten. Dafür sind die Grundanforderungen des Marktes, die Attraktivitätsanforderungen sowie die technisch-kunden­spe­­­zifischen Leistungsanforderungen zu berücksichtigen. Für die spätere Nachvollziehbarkeit müssen stets Quellen vermerkt werden.
Jede Anforderung ist als Wunsch oder Forderung, ohne deren Erfüllung die Lösung als inakzeptabel eingestuft wird, kenntlich zu machen. Grundsätzlich ist auf die Verwendung von Zahlenwerten oder andernfalls konkreten, verbalen Aussagen wertzulegen. Die stichpunktartigen Anforderungen sind lösungsneutral, positiv, klar und eindeutig zu formulieren.

Grenzen und Alternativen
Zusätzlich zur Anforderungsliste müssen vermehrt weitere Methoden genutzt werden: Eine Vielzahl verschiedener Lösungsvarianten sollte vorher mittels Auswahlverfahren (z. B. Auswahlliste) eingedämmt werden, mit Bewertungsmethoden wie der Nutzwertanalyse wird die bestgeeignetste Lösungsvariante ausfindig gemacht.
Die Interdisziplinarität erfordert eine sehr gute interne Verknüpfung, bspw. durch EDV-Unterstützung. Um das zeitaufwändige Erfragen von Informationen zu vermeiden, können von jeder Abteilung partielle Anforderungslisten erstellt und zu einer vollständigen Anforderungsliste zusammengesetzt werden.
Außerdem ist die zeitliche Abhängigkeit zu berücksichtigen – Forderungen und Wünsche bzw. deren Wichtigkeit für den Kunden ändern sich häufig während der Produktentwicklung oder dem Produktgebrauch.
Alternativ zur Anforderungsliste können Lasten- und Pflichtenhefte erstellt werden.

Literatur
Pahl, Gerhard; Beitz, Wolfgang; Feldhusen, Jörg; Grote, Karl-H.: Konstruktionslehre. 7. Auflage. Berlin Heidelberg: Springer Verlag, 2007
Naefe, Paul: Einführung in das Methodische Konstruieren. 2. Auflage. Wiesbaden: Springer Vieweg, 2012
Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn: Anforderungsliste. Verfügbar als PDF-Dokument http://www.transmechatronic.de/fileadmin/Methoden/Anforderungsliste/Anforderungsliste_Erlaeuterung.pdf (Stand: 22.07.18)
Baersch, Markus: Vorlage Anforderungsliste. Verfügbar als PDF-Dokument unter http://www.markus-baersch.de/anforderungsliste-kostenlos.html (Stand: 22.07.18)

Letzte Änderung: 13.02.2024 - Ansprechpartner: Webmaster