Beyond-Human Persona

Ziel
Die Beyond-Human Persona zielt darauf ab, das umfassende Spektrum der Ökosystem-Stakeholder in den Produktentwicklungsprozess zu integrieren. Sie erweitert den Fokus über menschliche Bedürfnisse hinaus und umfasst die Rollen und Anforderungen von nicht-menschlichen Entitäten innerhalb von Ökosystemen. Dadurch wird ein ganzheitlicherer und inklusiverer Designansatz gefördert, der zur nachhaltigen Innovation beiträgt. Diese Methode ermöglicht es, die Bedürfnisse von Flora, Fauna und anderen Ökosystemteilnehmern in den Produktentwicklungsprozess einzubeziehen und ein vertieftes Verständnis für deren Einfluss auf das Design zu entwickeln (Wiesner & Kokoschko, 2024).

Voraussetzungen

  • Umfassende Zielgruppenrecherche, um fundierte Informationen über menschliche und nicht-menschliche Stakeholder zu erhalten.
  • Kenntnisse über Lebenszyklusanalysen (Life Cycle Assessment, LCA) und deren Anwendung in der Designbewertung.
  • Vertrautheit mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zur Integration sozialer, ökonomischer und ökologischer Anforderungen.

Zeitpunkt der Anwendung

  • Initialisierungsphase: Um die relevanten Stakeholder, sowohl menschliche als auch nicht-menschliche, zu identifizieren.
  • Konzeptionierungsphase: Erweiterung der Persona-Profile basierend auf den Ergebnissen der ökologischen und sozialen Bedarfsanalyse.
  • Realisierungsphase: Integration in die Entscheidungsmatrix zur Sicherstellung, dass alle Designentscheidungen die Interessen von Ökosystem-Stakeholdern widerspiegeln.

Zeitaufwand

Einarbeitungszeit
ca. 3-5 Stunden, um sich mit den Konzepten der nicht-menschlichen Akteure und der ökologischen Designintegration vertraut zu machen.

Anwendungszeit
Variiert je nach Projektkomplexität, typischerweise jedoch ca. 5-10 Stunden für die Entwicklung und Visualisierung der Beyond-Human Personae.

Nachbereitungszeit/Recherchearbeit
 a. 3 Stunden für Feedback und iterative Anpassungen.

Erklärung

Beyond-Human Personae bieten eine innovative Methode zur Visualisierung der Bedürfnisse und Einflüsse von nicht-menschlichen Entitäten auf Designentscheidungen. Diese Personae reflektieren die Interessen von Tieren, Pflanzen und anderen ökologischen Mitgliedern, indem sie deren Perspektiven im narrativen und visuellen Kontext darstellen. Die Methode trägt dazu bei, die ökologische Empathie zu stärken und ein Bewusstsein für die Symbiosen und Interaktionen im Ökosystem zu entwickeln. Weiterführend wird die Methode auch in das Beyond-Human Mapping Canvas zu integrieren sein. Dieses Canvas bietet ein vielseitiges Rahmenwerk, das auf verschiedene Gestaltungsansätze zugeschnitten werden kann und ein ganzheitliches Verständnis aller betroffenen Entitäten sicherstellt - seien es menschliche, nicht-menschliche, soziale Herausforderungen oder Nicht-Nutzer-Akteure. Das Modell hilft bspw. planetare und soziale Grenzen, das oft als Doughnut Economics bezeichnet wird, darzustellen und Stakeholder in diesem zu verorten. Diese Variante ermöglicht es, das Gleichgewicht zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und sozialem Wohlergehen zu bewerten und sicherzustellen, dass Designentscheidungen innerhalb der planetarischen Grenzen bleiben und gleichzeitig den menschlichen Bedürfnissen gerecht werden. (Wiesner und Kokoschko 2024)

 

Abbildung 1: Beyond-Human Mapping Canvas nach Wiesner und Kokoschko

Vorgehen

  1. Mapping der betroffenen Entitäten: Beginnen Sie mit der Identifikation der gesamten Bandbreite von durch Designentscheidungen betroffenen Akteuren, von einzelnen Organismen bis hin zu ganzen Ökosystemen, basierend auf den LCA-Kategorien und den SDGs.
  2. Forschen: Untersuchen Sie das Verhalten von Ökosystemen und die spezifischen Bedürfnisse der darin vorhandenen Akteure.
  3. Analysieren der Bedürfnisse und Einflüsse: Beschreiben Sie die Bedürfnisse nicht-menschlicher Entitäten und bewerten Sie die positiven sowie negativen Auswirkungen von Designentscheidungen auf diese.
  4. Entwickeln von Empathie für nicht-menschliche Entitäten: Entwickeln Sie narratives und visuell unterstütztes Einfühlungsvermögen, um die Perspektiven dieser Akteure zu berücksichtigen.
  5. Erstellen von Geschichten (optional vorteilhaft): Entwickeln Sie Erzählungen, die die Rollen und Perspektiven dieser Entitäten innerhalb ihrer Ökosysteme zusammenfassen.
  6. Visualisieren: Denkbar ist das Nutzen von KI-Werkzeugen zur Darstellung der Entitäten und ihrer Interaktionen innerhalb der Ökosysteme und optimieren Sie diese Darstellungen basierend auf iterativem Feedback. Ferner sind natürlich auch klassische Visualisierungsmethoden möglich, welche jedoch mehr Zeitressourcen bedürfen.
  7. Einbeziehen in Entscheidungsfindung: Konzeptualisieren Sie nicht-menschliche Entitäten als Stakeholder im Designprozess, um sicherzustellen, dass deren Bedürfnisse und Perspektiven in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.
  8. Integrieren der entwickelten Personae: Ein letzter Schritt zu einer umfassenden Betrachtung von mehrdimensionalen Stakeholder-Anforderungen ist die Integration der erarbeiteten Personae in das Beyon-Human Mapping Canvas (Abbildung 1).

Grenzen und Alternativen
Die Methode sollte mit realen Beobachtungen und Daten ergänzt werden, um eine umfassendere Integration zu gewährleisten. Nicht alle Projekte erfordern eine intensive Betrachtung nicht-menschlicher Entitäten; dies ist hauptsächlich in Bereichen mit hohem ökologischem Einfluss relevant. Die Implementierung kann anfangs auf Skepsis stoßen, erfordert aber bewusste Change-Management-Strategien.

Unterschiedliche Anwendungskontexte:

  • Für Projekte mit starker ökologischer Relevanz ist insbesondere die Anwendung der Persona-Methode sinnvoll.
  • Für Projekte, die eine soziale und ökologische Balance nutzen wollen, eignen sich Beyond-Human Personae hervorragend, um die tiefere Verbindung zwischen Umwelt und Design zu erforschen und zu fördern.

Durch die Einbeziehung von Beyond-Human Personae wird eine tiefergehende, ganzheitliche Betrachtungsweise ermöglicht, die sowohl menschliche als auch nicht-menschliche Interessen in der Produktentwicklung berücksichtigt und die Entwicklung innovativer, ökologisch verantwortungsvoller Designs fördert.

Weiterführende Literatur zur Persona

(Wiesner und Kokoschko 2024)

Letzte Änderung: 15.04.2025 - Ansprechpartner: Babette Frehse